SURFEN UND ARBEITEN – WIE GEHT SURF-WORK-BALANCE?
Serie #8: Freesurfer Pascal lebt mit der Surf-Work-Tide
Pascal habe ich letztes Jahr im digitalen Line-Up kennen gelernt. Als Surfblogger-Kollegen sind wir uns irgendwann online unweigerlich über den Weg gelaufen. Ich fand seine Geschichte und seine Entwicklung als Surfer sehr spannend, in vielen Aussagen von ihm habe ich mich selber wiedergefunden. Auch die Art, wie Pascal seine Surf-Work-Balance ausgewogen hält, finde ich interessant und kann mir gut vorstellen, dass er für andere Surferinnen und Surfer eine Inspiration sein kann.
Seit ein paar Jahren fällt mir auf, dass man in den Line-Ups dieser Welt immer öfter den eidgenössischen Dialekt zu hören bekommt, umso mehr freut es mich, dass ich mit einem der ersten surfenden Schweizer überhaupt sprechen konnte. Es hat eine Weile gedauert, bis wir dieses Interview zusammen bekommen haben – wenn Pascal unterwegs ist, dann hat das Surfen zurecht absolute Priorität! Erst als er eine Weile in der Schweiz weilte, um „klötterli“ für den nächsten Surftrip zu sammeln, haben wir miteinander quatschen können. Umso besser, denn Pascal eignet sich bestens für diese Rubrik: Als schweizer Surfer hat er einen ganz pragmatischen Zugang zur ausgewogenen Surf-Work-Balance gefunden: die Surf-Work-Tide!
Im Gegensatz zu meinen vorherigen Interviewpartnern hat Pascal eine lange Antwort gegeben – good on him, Fragen sind in Interviews ohnehin überbewertet! Na dann – hopp schwiiiiiiz!
Hier kannst du übrigens nachlesen, wie andere Surfer ihre „Surf-Work-Balance“ handhaben!
Eine kurze Karriere als Surf-Coach
Meine Surfkariere fing ganz ähnlich an, wie die der meisten Schweizer und Landlocked Surfer: In einem Camp in Frankreich. Allerdings war schnell klar, dass zwei Wochen surfen im Sommer nicht ausreichen für das ganze Jahr, und so flog ich ein paar Jahre später nach Australien. Down Under, Indonesien und andere Länder in Asien dehnten die Zeit am Meer aus – zurück in der Heimat wusste ich, dass ich so schnell wie möglich wieder ins Salzwasser muss. Ich wollte irgendeine Möglichkeit finden, von nun an öfter und länger Surfen zu gehen. Ein Job in einem Surfcamp war weniger eine Option als vielmehr eine Schlussfolgerung.
Während meiner ersten Saison in Frankreich habe ich mich durch so ziemlich alle Sufcamp-Jobs durchgearbeitet und startete meinen nächsten Sommer in Portugal als Head-Coach. Zwischendurch war ich als Surf-Guide ein Winter in den Wellen Marokkos. Je nachdem was und wie viel man in einem Surfcamp macht, kann man damit schon ganz nett Geld verdienen. Mit dem finanziellen Polster wird die Zeit zwischen den Saisons auf Reisen abseits vom Massen-Surftourismus verbracht, um dabei leere Line-Ups zu finden.
Aus „Surf-Work-Balance“ wird „Surf-Work-Tide“
Mir wurde aber schnell klar, dass auch hier, wie in den meisten anderen Jobs, die ganze Arbeit von DIR gemacht wird, dein Boss allerdings die dicke Kohle einstreicht. Selber etwas (ein Camp) zu starten wäre eine Möglichkeit gewesen, allerdings wusste ich nach zwei Sommern Surfunterricht, dass ich kein Bock habe, meine ganze Zeit als Surflehrer im knietiefen Wasser zu verbringen. Mein Job als Vollzeit-Surflehrer war somit bald vorbei. Ich habe damals oft die Motivation verloren, am Abend selber surfen zu gehen, nachdem ich den ganzen Tag am Strand rumgestanden bin – das war etwas, was ich wirklich nicht wollte.
Meine Surf-Work-Balance wurde gegen eine Surf-Work-Tide ersetzt. Ich bin oft für längere Zeit nicht im Wasser, dafür dann aber umso länger am Stück. In der Schweiz arbeiten mit einem guten Lohn, anschließend für Monate in günstigen Ländern unterwegs sein funktioniert super. Oft ist der Flug ja das teuerste an allem.
Allerdings habe ich durch das viele Reisen auch mein Zuhause mehr und mehr schätzen und lieben gelernt, ich genieße es inzwischen, in der Schweiz zu sein. Das beinhaltend allerdings den einen oder anderen Shorttrip zwischendurch – so ganz ohne Surfen geht es halt doch nicht!
Beim Surfen für das Leben lernen
Ob man durch das Surfen etwas fürs Arbeitsleben lernt? Ich denke nicht wirklich. Aber wenn man Surfen als Ausdrucksform bezeichnet, dann spiegelt es eventuell ein stückweit deinen Charakter. Jeder der schon einmal auf einem Surfbrett gestanden ist, der weiß wie viel Arbeit dahinter steckt. Ich denke, daß Cliche vom dummen und faulen Surfer ist oftmals völlig unbegründet. Wenn jemand auf einem gewissen Niveau surft und entsprechend viel Zeit ins Surfen investiert, dann ist er jemand, der auf vieles anderes verzichtet (außer er hat reiche Eltern!).
ODER du bist jemand, der schlau und fleißig genug ist, sich die Zeit und die Jobs zu besorgen, die es dir erlauben, so viele Stunden im Wasser zu verbringen.
Man kann beim Surfen sicherlich viel fürs Leben lernen. Auch hier, wie in allen andern Aspekten des Lebens, ergeben sich Möglichkeiten und Lektionen – was jeder einzelne daraus macht, beziehungsweise lernt, liegt an der Person selber.
Es ist einfacht, in der Schweiz Geld zu verdienen, trotzdem versuche ich unterwegs die Reisekasse ein wenig auf zubessern, oder zumindest zu schonen. Zum Glück werde ich seit Jahren von Evokaii mit farbenfrohen Qualitätsklamotten unterstützt, auch andere Projekte in der Schweiz ergeben sich immer öfter: Zurzeit ist von mir eine Serie von Fernweh-Fotos surfari.ch ausgestellt.
Geld allein macht noch keinen glücklichen Surfer
Unterwegs ist es natürlich ideal, ab und zu als Surflehrer/ Coach auszuhelfen, zu fotografieren, oder für Magazine, Blogs und so weiter zu schreiben. Ganz davon zu leben hört sich sicherlich nach einem Traum an, den ich auch ein paar Jahre gelebt habe, aber wenn dein gesamten Einkommen darauf basiert, dann bedeutet das viele, viele Stunden arbeiten und gleichzeitig wenig Geld auf dem Konto. Genügend Geld auf dem Konto zaubert mir weder ein Lachen aufs Gesicht, noch produziert es schöne Erinnerungen und Geschichten, aber es finanziert mir eben den nächsten Trip.
Die „Surf-Work-Tide“ hat sich für mich weitgehend bewährt! Wenn weiterhin mehr Angebote von Surfcamps kommen, kann ich meine Zeit im Wasser auch wieder maximieren und mich vielleicht wieder für das Schweizer Surfteam qualifizieren – und das würde wieder einen gratis Trip zu den World Surfing Games bedeuten!
Surfen – und trotzdem Freunde und Familie
Ansonsten spiele ich halt Lotto! Ich würde nicht aufhören zu arbeiten, aber ich würde meine Zeit nur noch in Projekte investieren, die ich wirklich machen will und bei denen es keine Rolle spielt, ob sie finanziell rentabel sind. Mit meiner Homepage thefreesurfer.com mache ich auch kein Geld, aber ich habe dabei sehr viel gelernt und es macht mir Spaß. Vielleicht würde ich mir mit dem Lottogewinn ein Haus am Meer kaufen, aber wirklich auswandern und das ganze Jahr über sonst wo leben würde ich eher nicht.
Natürlich habe ich mich mit diesem Gedanken intensiv beschäftigt, zum Beispielhaft ich fast ein Jahr in Portugal gelebt und wollte ernsthaft nach Australien auswandern, aber das ist eine andere Geschichte. Mir ist dadurch auf jeden Fall klar geworden, wie wichtig mir meine Familie und Freunde sind, und das ich nicht so weit entfernt von ihnen leben möchte. Ich hab gemerkt wie sehr ich es genieße, eine Flasche Wein mit Leuten zu trinken, die ich schon kannte bevor die Traube geerntet wurde.
Gute Freunde und Familie sind wie Wein, sie werden mit der Zeit nur besser… naja, eigentlich wird es besser, wenn man sich darum kümmert und sich Zeit nimmt, die Freundschaften zu pflegen. Es ist wie mit einem Kaktus – auch wenn man eine Zeit lang nicht wässert ist er noch immer genauso schön. Richtige Freunde sind auch noch da, wenn ich mal länger weg war.
Wenn du ein wenig Motivation brauchst, deine Surf-Work-Balance mehr in Richtung Surfen zu steuern, dann begleite mich doch via Facebook! Lass dich inspirieren und motivieren, deine Sachen zu packen und die Welt mit deinen eigenen Augen zu sehen – es wird spannend, versprochen…
Hast du Lust bekommen, noch mehr über Surf-Work-Balance zu erfahren, oder wie andere Surfer damit umgehen?
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