„Clean Drop“ – ein soziales Surf-Projekt

Greenpeace, Sea-Sheperd, Surfrider Foundation – zum Glück gibt es auf unserer geschunden Erde immer noch genügend Menschen, die helfen und retten wollen, was hoffentlich noch zu retten ist. Drei junge Surfer aus Deutschland beweisen mit ihrem kreativ-sozialen Projekt „Clean-Drop“ gerade, dass wirklich jeder (s)einen kleinen Teil dazu beitragen kann – Jonas, Kevin und Marcel wollen Gemeinden in Indonesion mit Filtern für sauberes Trinwasser ausstatten. Ich habe mit ihnen gesprochen!

clean drop

Das sind Jonas, Kevin und Marcel

Kennst du die Situation? Du reist auf der Suche nach Wellen durch ein Land, dass bei uns im reichen Europa abschätzig als „Drittweltland“ bezeichnet wird. Klar kennst du die politischen, sozialen und kulturellen Bedingungen vor Ort, natürlich registriert du die Situation – und vergisst spätestens bei der nächsten Session das Erlebte. Wer sich nicht mit den örtlichen Gegebenheiten beschäftigen möchte, kann diesen Situationen immer irgendwie aus dem Weg gehen. Oft wird das eigene Gewissen beruhigt: „So spontan kann ich eh nichts machen.“ Jeder, der viel und weit reist, kennt diese kleine persönliche Notlüge. Aber dieser Gedanke ist falsch – denn jeder kann etwas dazu beitragen, jeder kann den kleinen Unterscheid ausmachen. JEDER!

Clean Drop macht schmutziges Wasser trinkbar

Es ist durchaus so, dass in der Surfkultur ein Umdenken statt gefunden hat, wie in Teilen unserer Gesellschaft auch. Wir Surfer kommen viel rum, auch an entlegene, untouristische Orte, wir sehen und erleben Dinge, die der „normale“ Tourist so vielleicht nicht unbedingt zu Gesicht bekommt  – und deswegen versuchen einige von uns, nachhaltig zu leben und zu helfen, wo Hilfe gewollt ist! Veit von preciousocean.com hat dazu einen sehr interessanten Artikel geschrieben.

Ebenfalls ein gutes Beispiel dafür, dass etwas geht, wenn man sich selber in den Hintern tritt und macht,  sind Marcel, Kevin und Jonas. Die drei surfenden Studenten aus Deutschland fliegen im September für ein paar Wochen nach Indonesien – zum Surfen, aber vor allem um ihr sozial-kreatives Projekt „Clean Drop“ zu verwirklichen.

Do what you love and help along the way

Indonesien ist zwar eins der am schnellsten wachsenden Entwicklungsländern der Erde, trotzdem ist der Zugang zu sauberen Trinkwasser für einen Großteil der Bevölkerung schwierig. Von der gemeinnützigen Organisation „Waves for Water“ haben die drei Freunde ca. 30 tragbare Filtersysteme gekauft, die sie auf Bali und den Mentawais zu kleinen Gemeinden bringen werden.

Nach dem Motto „do what you love and help along the way“ sollen die kleinen Anlagen in den Dörfern installiert und vor allem etabliert werden. Das Ziel der Jungs ist eine langfristige Entwicklungszusammenarbeit, keine Entwicklungshilfe – denn im Fokus steht das Vorhaben, den Menschen vor Ort den Umgang mit den Anlagen näher zu bringen, damit die Gemeinden sich auf lange Sicht selber mit sauberem Trinkwasser versorgen können. Über das Projekt soll zudem ein Film gedreht werden, denn neben dem Surfen ist das Fotografieren und Filmen eine zweite große Leidenschaft der drei – der ein oder andere Clip ist dabei schon entstanden! Einen Teil des Projekts (Kosten für Filter, Miete für Kamera) haben die Jungs crowdfinanziert, über die Plattform indiegogo wurde die Grundfinanzierung erreicht – es darf aber weiterhin gespendet werden!

Ich habe mit Marcel über das Projekt gesprochen, während er gerade neben dem Klausurenschreiben mitten in den Vorbereitungen zum großen Trip steckt!

travelonboards: Jeder Mensch sollte mindestens 1,5 Liter Wasser pro Tag trinken – wie viel hast du heute schon geschafft?

Marcel: Oh je, ich bin was das trinken angeht etwas schludrig. Ich sag mir immer, dass ich ja auch über das Essen Wasser aufnehme – so schaffe ich die 1,5 Liter bestimmt. Jetzt muss ich halt gerade lernen, da trinke ich in erster Linie Mate-Tee!

travelonboards: In Zukunft kannst du ja dann dein eigenes Trinkwasser produzieren?

Marcel: Im Prinzip ja, aber die Filter haben wir ja nicht für den eigenen Gebrauch gekauft, sondern für die Menschen in Indonesien. Allerdings haben wir die Filteranlagen schon mal vorab getestet – und die Dinger funktionieren richtig gut!

travelonboards: Wie kam die Idee zu dem Filterprojekt?

Marcel: Ich habe Kevin 2013 in Australien kennen gelernt, Jonas dann ein Jahr später in Frankreich – seitdem Surfen wir viel zusammen. Auf unseren Surftrips haben wir einfach viel gesehen, was in den verschiedenen Ländern schief läuft, wo es am Nötigsten mangelt – und sauberes Trinkwasser war eigentlich immer mit dabei! Irgendwann war dann klar, dass wir nach Indonesien auf einen Surftrip gehen – nur dieses Mal wollten etwas anders machen als sonst. Wir wollten nicht einfach nur Surfen gehen, wir wussten wir möchten irgendetwas Nützliches und Nachhaltiges machen – und dann hörten wir von Waves for Water!

travelonboards: Was genau habt ihr zusammen mit Waves for Water vor?

Marcel: Es ist so, dass wir von Waves for Water die Filtersysteme kaufen und diese dann auf eigene Faust nach Indonesien bringen. Von der Organisation selber bekommen wir keine weitere Unterstützung, die sind mit ihren eigene Projekten beschäftigt. Vor Ort machen wir die Filter dann betriebsbereit und bringen den Menschen vor Ort die Handhabung bei, damit sie auch ohne uns sauberes Trinkwasser produzieren können.

travelonboards: Wo genau bringt ihr die Filter eigentlich hin?

Marcel: Auf Bali haben wir eine Art „Kontaktmann“, der gute Verbindung zu einigen Gemeinden hat. Man denkt ja immer auf Bali ist alles super, die Menschen dort leben gut vom Tourismus und haben alles. Aber der Massentourismus macht bekanntlich auch viel kaputt, oder verhindert zumindest positive Entwicklungen. Auch auf Bali wird sauberes Trinkwasser dringend benötigt, denn es gibt nur importiertes, in Plastikflaschen abgefülltes Wasser. Wenn es klappt, wollen wir mit dem Projekt auch noch auf die Mentawais.

travelonboards: Das Projekt kostet doch bestimmt eine Stange Geld – seid ihr reiche Studenten?

Marcel: Oh nein, im Gegenteil. Wir bezahlen die ganze Reise, die Flüge, die Versicherungen und das Essen aus eigener Tasche – das haben wir uns erarbeitet und zusammen gespaart. Die Kosten für die Filter und das geliehene Kamera-Equipment haben wir zum Teil über Crowdfunding finanziert – ich bin wirklich super dankbar, dass es geklappt hat, ansonsten wäre das ganze Projekt geplatzt. Außerdem haben wir ein paar Sponsoren gewinnen können, zum Beispiel schafft die Airline „Garuda Indonesia“ unser Übergepäck umsonst von A nach B, und der Saltwater-Shop aus Hamburg unterstützt uns. Überhaupt waren wir ganz überwältigt von der Anteilnahme der Menschen, auch in den Sozialen Netzwerken und auf der Crowdfunding-Plattform indiegogo. Unser Finanzierungsziel haben wir knapp geschafft – wer also möchte, das Spendenkonto ist noch offen!

travelonboards: Stichwort Übergepäck! Ihr schleppt auch noch eine Kameraausrüstung nach Indonesien – über euer Projekt wird es einen Film geben?

Marcel: Ja, das stimmt. Es soll eine Mischung aus Reportage und Surffilm werden! Vor allem Kevin filmt schon lange auf seinen und unseren Trips – davon gibt es auch schon den ein oder anderen Clip im Netz. Bei uns ist das ganz normal, dass die Kamera immer läuft. Irgendeiner von uns ist dann immer der Arsch, der filmen muss, während die andern Surfen dürfen. Aber es macht halt einfach einen riesigen Spaß! Außerdem dient der Film auch dazu, den Menschen zu zeigen, wo ihr gespendetes Geld gelandet ist – und natürlich, um andere zu motivieren, auch so ein Projekt zu starten.

travelonboards: Filter organisieren und nach Indo bringen, einen Film drehen, die ganze Projekt-Organisation – wieso geht ihr eigentlich nicht einfach auf einen normalen Surftrip?

Marcel: Wir wollten dieses Mal einfach etwas anders machen als sonst. Auf früheren Trips haben wir immer die Missstände gesehen und gedacht „da müsste man mal was machen“! Das „man müsste“ haben wir dann dieses Mal einfach gegen „wir machen“ getauscht und losgelegt. Klar, die Projektplanung und -vorbereitung ist gerade ein 24/7-Job – aber wir wissen ja, wieso wir so schuften. Und ich bin mir sicher – wir werden den ein oder anderen Swell surfen können!

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Filtern, filmen, surfen – der Terminkalender ist voll!

travelonboards: Wer Gutes tut, muss mit Kritik rechnen! Im Netz habe ich gelesen, dass einige Euch bei diesem einen gewissen Hang zur „Selbstdarstellung“ nachsagen!

Marcel: Klar, einige denken wohl so: „Die bringen da jetzt ein paar Filter nach Bali, drehen dann ein paar Clips und genießen sonst einen crowdfinanzierten Surf-Trip.“ Aber dem ist ganz und gar nicht so. Wir haben sehr viel private Zeit und eigenes Geld in dieses Projekt gesteckt, alles was uns persönlich betrifft, wird auch von uns persönlich bezahlt. Das finanzierte Geld wird ausschließlich für Material und Kamera-Miete ausgegeben. Auf unserer Seite gibt es übrigens einen öffentlichen Finanzierungsplan des Projektes. Eins kann ich versprechen: Das Geld landet genau da, wo es auch vorgesehen ist!

travelonboards: Gibt es bei eurem Projekt so eine Art Ziel, das ihr erreichen wollt. Könnt ihr irgendwann behauptet, „das war ein Erfolg“?

Marcel: Das eine Ziel gibt es nicht, schließlich kannst du ja nicht einfach in ein Dorf latschen, die Filter hinstellen und dann einen schönen Tag wünschen. Nein, wenn überhaupt ist unser Ziel ein langfristiges. Wir wollen, dass mit den Gemeinden eine gute Basis und ein Austausch auf Dauer entsteht. Die Filter halten fünf Jahre, super wäre, wenn wir es hinbekommen, dass die Gemeinden danach selbstständig damit weiter machen. Das Ganze soll kein einmaliges, sondern ein nachhaltiges Projekt sein.

travelonboards: Bei Projekten wie eurem ist ja neben der „Hilfe“ auch immer von „Aufklärung“ die Rede – hast du da Bedarf?

Marcel: Klar, auch wenn wir hier nur einen kleinen Teil dazu beitragen können. Die Privatisierung der Wasserwirtschaft durch Großkonzerne ist so ein Stichwort. Manche Menschen werden das vielleicht nicht wissen, aber Unternehmen wie Nestlé zum Beispiel übernehmen auf diesem Sektor zunehmend den Markt – was zu einer Privatisierung und Monopolisierung führt. Diese Konzerne wollen Geld mit sauberem Trinkwasser verdienen,  ich finde, trinken ohne davon Durchfall oder Schlimmeres zu bekommen, sollte ein Menschenrecht sein – und die sind immer noch umsonst.

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travelonboards: Außerdem hängt an dieser Geschichte ja noch mehr dran – zum Beispiel gibt es sauberes Wasser auf Bali sowie in ganz vielen Teilen dieser Erde, nur in Plastikflaschen!

Marcel: Genau, die Vermüllung der Ozeane ist ein großes Thema. Wenn die Menschen auf Bali unsere Filter akzeptieren, dann brauchen sie nicht täglich mehrere Plastikflaschen einmalig nutzen – dementsprechend landen hoffentlich auch weniger davon im Straßengraben und dann unweigerlich im Meer. Ich will niemanden bekehren, jeder muss schließlich seinen eigenen Lebensstil finden. Wir wollen einfach junge, reisende Menschen ansprechen und zum Nachdenken bringen: Nutzt eure Energie, euer Geld und euren Verstand und ihr werdet etwas verändern – so sehe ich das!

Marcel, ich wünsche euch ganz viel Glück und Erfolg bei eurem Projekt – ich bin mir sicher, ihr werdet damit etwas bewegen! Ich bin bin auf jeden Fall gespannt und freue mich auf den Film. Vielleicht zum Schluss noch eine private Frage: Auf welche Welle freust du dich denn ganz besonders?

Marcel: Also wenn wir es auf die Mentawais schaffen und ich einmal Burgerworld surfen könnte, das wäre schon der Hammer. Mal sehen, ich werde auf jeden Fall berichten!

Ihr könnt weiterhin bei indiegogo spenden! Für alle, die nicht gerne über das Internet spenden, gibt es auch ein analoges Spendenkonto – die Spende wird dann von den Jungs auf das Crowdfundingkonto überwiesen:

Jonas Schnirring
Kreissparkasse Köln
IBAN: DE57 3705 0299 1138 0893 29
BIC: COKSDE33XXX

Ihr könnt aber nicht nur monetär helfen, die Jungs sind über jegliche Unterstützung dankbar!!!!!

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