Kitesurfen in Portugal – Karibische Kite-Strände vor den Toren Lissabons
Portugal ist nicht nur für Wellenreiter da – auch Kitesurfer werden glücklich! Bettina Menzel lebt in Lissabon und stellt uns ihre Lieblingsspots vor.
Kitesurfen in Portugal? Ich dachte lange, das geht nicht wirklich – ein Fehler! Seit ein paar Jahren packe ich zu meinem Wellenreiter auch das Kitesurf-Equipment ein – und habe es bisher nie bereut. Da ich aber einige wenige Kitesurfspots in Portugal kenne, habe ich eine Expertin nach ihren Lieblingsspots gefragt.
Bettina Menzel nennt seit einigen Jahren Lissabon ihr Zuhause und kennt daher die Kitespots der Region wie ihre Westentasche. Ich lese sehr gerne die Artikel der Reise- und Kitesurf-Journalistin und habe sie darum gefragt, ob sie nicht mal einen ihrer Lieblingsspots ihres Heimatlandes vorstellen möchte – das Ergebnis: Der exklusive Kitesurf-Spotguide Troia.
Alle Wege führen nach…Troia
Gastbeitrag von Bettina Menzel – Als ich im Oktober 2016 nach Lissabon zog, führte mich mein erster Weg zur Kitelagune Lagoa de Óbidos, die noch heute zu meinen drei liebsten Kitespots der Welt gehört (➟ Kitesurfspots weltweit). Nie werde ich meine erste Session dort vergessen, bei der ich bis zum Sonnenuntergang im Wasser blieb und mein Glück kaum fassen konnte.
Doch schon bald danach hörte ich vom Kitesurfen auf Troia. Immer wenn Wind war, entschied ich mich aber doch immer für die Lagoa de Albufeira oder die Lagoa de Óbidos – die Bedingungen dort sind einfach zu gut, um sie zu verpassen.
Für manche Reiseziele braucht man eben eine Gruppe von guten Freunden und den richtigen Zeitpunkt. Vielleicht deshalb dauerte es zwei Jahre bis ich selbst endlich mit dem Kite in den türkisblauen Wassern der Bucht von Troia fuhr – eine Einladung von meinem Kite-Kumpel Jorge Guimaraes war der Auslöser. Er verbringt seit seiner Kindheit jeden Sommer auf Troia und lud mich und meine Freunde ein, ihn einmal zu begleiten. Als einer der besten Kitesurfer Portugals kennt er hier jede Ecke und ist der beste Guide, den man sich vorstellen kann.
Der Quick-Check Kitesurfspot Troia
Ausflugsziel und Kitesurfspot – die Halbinsel Troia
Im Süden Lissabons liegt die Halbinsel Troia, die jedoch nichts mit der griechischen Mythologie zu tun hat. Oder vielleicht doch? Tatsächlich ist nicht ganz klar, woher dieses Fleckchen Erde seinen Namen hat, manche vermuten, es könnte eine Anspielung auf das antike Troja sein. Auf der kleinen Insel in Setúbal gibt es viel Geschichte zu entdecken, einst lag hier eine römische Siedlung namens Cetobriga, deren Ruinen man heute auf der Ostseite besichtigen kann.
Früher lebte Tróia von der Herstellung von Garum, einer Art Würzsoße aus Fisch, die in Amphoren exportiert wurde. Heute ist die Haupteinnahmequelle der Halbinsel der Tourismus. Sie ist auch für ihre schicken Sommerhäuser bekannt, die sich so manch gut situierter Bewohner Lissabons leistet, um ein Wochenende weg von dem Rummel der Großstadt zu genießen.
Kitesurfen mit Delfinen
Im Gegensatz zu den meisten Kitesurfspots liegt Troia im Naturreservat Sado-Mündung, der Reserva Natural do Estuário do Sado. Hier gibt es Einzigartiges zu entdecken. In dem Ufergebiet des Naturschutzreservats und auf der Dünen-Halbinsel von Troía befinden sich seltene Pflanzen, die es teilweise nur noch an diesem Ort in Portugal gibt. Ginster und Roter Fingerhut reihen sich neben Iris, Jesus-Christwurz, Krähenbeeren und viele mehr.
Troia ist außerdem neben den Azoren und der Insel Madeira der einzige Ort Portugals, wo man Delfine beobachten kann. Die Whale and Dolphin Conservation Society empfiehlt zur Beobachtung der Tiere die Mündung des Sado, hier lebt übrigens auch die am längsten erforschte Delfinpopulation Europas.
Genau aus diesem Grund ist Troia auch ein Traumziel für Kitesurfer. Wer Glück hat, kann hier in fast unberührter Natur mit Delfinen kiten.
Anreise zum Kitesurfen auf Troia
Alle Wege führen nach Rom – nach Troia hingegen gibt es genau zwei:
- Einmal mit dem Auto, von Lissabon aus muss man dann die gesamte Halbinsel umfahren bis hinunter nach Comporta, die Reise dauert etwa 1,5 Stunden. Von der Hauptstadt gibt es auch gute Verbindungen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln an den Hafen Setúbals, sodass man auch ohne eigenes Auto die Reise wagen kann.
- Schneller geht es aus dem Norden kommend mit der Fähre von Setúbal, die etwa 20 Minuten braucht. Entweder man lässt sein Auto am Hafen von Setúbal stehen oder man fährt mit der Autofähre hinüber.
Karibik oder Portugal?
Wir kommen mit dem Auto auf Troia an und parken auf einem Parkplatz, den uns mein Kumpel Jorge zeigt. Niemals wäre ich auf die Idee gekommen, hier hineinzufahren. Eine Schranke verschließt den Weg und man muss eine Karte ziehen. Das soll unwissende Touristen davon abhalten, dort zu parken. Tatsächlich kann aber jeder dort stehen und das Parken ist kostenlos. Beim Herausfahren stecken wir die gleiche Karte einfach wieder in den Automaten und die Schranke öffnet sich.
Vom Parkplatz aus bahnen wir uns dann zu Fuß den Weg an den weißen Sandstrand – auch für alle, die nicht kitesurfen, ist Troia schon allein wegen dieser Kulisse eine Reise wert. Dieser Strand könnte auch in der Karibik liegen, lediglich die Palmen fehlen, um die Illusion perfekt zu machen. Wir blicken auf das türkisblaue Wasser vor uns, weit draußen fliegen ein paar Kites am Himmel. Ich sehe genau hin und entdecke eine kleine Sandbank, die dort draußen im Meer liegt. Doch wie hinkommen?
Die Sandbank wird zum Spielplatz für Kitesurfer
Eine Option ist es, den Kite am Strand aufzubauen und hinüber zu segeln, eine andere, ein kleines Boot zu chartern. Jorge hat eine Nummer und innerhalb von 20 Minuten hat er uns ein Boot organisiert, das meine Freunde und mich zur Sandbank fährt. Das Ausladen ist abenteuerlich, denn wir halten in relativ tiefem Wasser, damit das Boot nicht auf Grund läuft. Wir balancieren die Kites, Boards und Rucksäcke an Land und genießen dann einen Moment die traumhafte Umgebung. Der Verpeilteste in unserer Truppe versenkt natürlich beim Aussteigen sein Handy im Meer, aber selbst das kann die Stimmung nicht trüben. Zu perfekt ist dieser Tag am Meer.
Bedingungen zum Kitesurfen auf Troia
Die Nortada schafft perfekte Kite-Bedingungen. Auf der einen Seite der Sandbank ist der Wind offshore und das Wasser spiegelglatt, auf der anderen Seite auflandig. Wir entscheiden uns für die Seite mit dem ablandigen Wind, denn Jorge´s Erfahrung zeigt, dass die Bedingungen noch länger so bleiben werden. Im schlimmsten Fall würden wir wieder zum Strand zurück getrieben werden, der allerdings einige hundert Meter entfernt ist. Der Wind ist an diesem Tag nicht stark, aber es reicht, um Spaß auf dem Wasser zu haben.
Im Sommer dominiert die Nortada Portugal, die in Nord-Nordost-Richtung weht. In den Wintermonaten kann der Wind auch aus dem Westen oder Südwesten kommen, bringt dann aber meist schlechtes Wetter mit. Genau deshalb ist Troia ein absolutes Sommerziel, da der Wind im Sommer nicht nur stärker, sondern auch häufiger ist. Er entsteht meist, wenn ein Hitzetief über der Iberischen Halbinsel liegt und ein Azorenhoch über dem Atlantik. Wer morgens aufsteht und einen wolkenlosen Himmel sieht, kann sich im Normalfall also auf einen windreichen Tag freuen.
Der perfekte Kitesurf-Tag
Als ich vom Wasser komme, winken mir schon alle zu, schnell packe ich meine Sachen zusammen, das Boot wartet. Wir fahren gratis bei einem Kumpel von Jorge mit, der mit seiner kleinen Yacht ohnehin wieder zurück zur Halbinsel fährt. Als wir im Boot zurück an Land tuckern, schaue ich in die Runde und entdecke bei allen – auch jenen, die nicht kitesurfen waren, sondern einfach einen Strandtag genossen haben – ein Lächeln auf dem Gesicht.
Wir lassen den Tag bei Jorge zuhause ausklingen, als wir ankommen haben seine Eltern – wie es die portugiesische Gastfreundlichkeit erfordert – bereits den Tisch reich gedeckt und den Grill angeworfen. Wir sitzen in der Sommerresidenz, neben uns plätschert der Swimmingpool und genießen die portugiesische Küche, ein Gläschen Wein und gute Gesellschaft. Es ist einer dieser Tage, an denen niemand ins Bett will, weil einfach alles passt und das Lachen nicht aufhört. Also entschließen wir uns um zwei Uhr morgens statt ins Bett zu gehen noch auf ein kleines Volksfest zu fahren, das in einem Dorf in der Nähe stattfindet. Aber das ist eine andere Geschichte und sie soll ein andermal erzählt werden.
Mehr Kitesurfspots rund um Lissabon
- Kitesurfspot Lagoa de Obidos
Meine erste Kitesession an der Lagoa de Obidos ließ mich mein Glück kaum fassen. Die Lagune grenzt an das idyllische Örtchen Foz do Arelho direkt am Meer, auf einer hohen Felsklippe stehen vereinzelt Häuser. Wenn die Dämmerung einsetzt, beginnen die Lichter der Häuser nach und nach zu leuchten und funkeln mit dem Sonnenuntergang um die Wette.
Ich kitete an diesem Tag bis es dunkel wurde und war die Letzte, die vom Wasser ging. Das Lächeln in meinem Gesicht bekam ich zwei Tage lang nicht mehr weg, die Session war einfach magisch gewesen. Das Wasser spiegelglatt, der Wind perfekt, die Kulisse atemberaubend schön. Bis heute ist die Lagune mein Lieblingskitespot. Egal was passiert, wenn ich hierher komme, kann ich durchatmen und abschalten.
- Kitesurfspot Lagoa de Albufeira
In Portugal gibt es noch weitere fantastische Kitereviere: Die Lagoa de Albufeira, die mit ihrem türkisblauen Wasser leuchtet und wo man das Wohnmobil direkt neben dem Strand parken kann. Der Ausblick morgens, wenn man die Tür seines Vans öffnet: Unbezahlbar.
- Kitesurfspot Guincho
Oder der legendäre Strand Guincho, einer der windreichsten Europas, der Legenden zufolge täglich einen Kite und ein Board fordert. Wer hier ins Wasser geht, muss gegen ein Biest kämpfen, die Wellen in Guincho sind oft hoch und kraftvoll. Wer abgetrieben wird, landet an einem Fels, sich von seinem Kite zu trennen ist dann die einzige Chance.
Über die Gastautorin
Betti mag Comics und Weißweinschorle, Snowboarden und ein Leben ohne Plan, die unerträgliche Leichtigkeit des Seins und auf Reisen alte Kites an Locals zu verschenken. Sie schreibt seit 2012 frei für verschiedene Kitemagazine, 2015 kündigte sie Job und Wohnung und reiste immer dem Wind hinterher. Jetzt nennt sie Lissabon ihr Zuhause, ist aber weiterhin viel in der Welt unterwegs. Mittlerweile schreibt sie fest für das Kiteboarding Magazin und hat damit ihren Traumjob gefunden. Das Magazin hält übrigens in wenigen Monaten eine große Überraschung für seine Leser bereit. Lade die App herunter und sei immer auf dem neuesten Stand – oder folge Betti auf Instagram. Schreib Betti, wenn du in Portugal kiten gehst, sie freut sich immer über neue Kitebuddies!
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Danke, für die Tipps!
Ein paar mehr Worte zum Wind und in welcher Jahrezeit statstisch der meiste Wind zu erwarten ist wäre noch sehr cool gewesen.
Hi Dominic, danke dir für den Tipp – werde ich zeitnah nachtragen!