So liest sich „Haie – Auge in Auge mit den gefährdeten Räubern der Meere“
„Pro Jahr sterben mehr Menschen durch herunterfallende Kokosnüsse als bei Hai-Angriffen“ – eine Statistik, die wahr ist, bei Surfern aber wohl trotzdem nicht zur Beruhigung beiträgt! Die Thematik „Hai“ habe ich persönlich bisher so gehandhabt: ich habe es schlichtweg ignoriert! Filme, Bilder, Statistiken – einfach alles nicht beachtet. Nach dem Motto: „Wenn ich es nicht sehe, sehen die mich auch nicht!“ Das wir Menschen uns auch auf andere Art und Weise mit den großen Fischen auseinandersetzen können und sollten, das beweist gerade Michael Muller mit seinem epischen Bildband „Haie – Auge in Auge mit den gefährdeten Räubern der Meere“!
Natürlich, das Gefühl ist ambivalent – einerseits finde ich sie als Surfer wirklich furchteinflößend, andererseits sind diese Geschöpfe einfach beeindruckend in ihrer Ästhetik und der perfekten Anpassung an ihren Lebensraum. Was mit mit ihnen auf den Weltmeeren geschieht, ist schrecklich – 90% aller Haie sind inzwischen ausgerottet. Die Berichterstattung nach dem Angriff auf Mick Fanning vor laufender Kamera war dumm und trägt nicht dazu bei, dass diese hochgradig gefährdete Tierart in Zukunft besser geschützt wird – die Kommunikation der ASP hat mich oft an die Anfänge der Doping-Berichterstattung erinnert: Einfach tot schweigen, „the show must go on“!Aber das ist ein Thema für einen anderen Post. Übrigens hat Pana von takeoffandtravel dazu einen schönen und interessanten Artikel geschrieben!
„Wenn wir sie ausrotten, dann rotten wir uns aus!“
Bilder, wie die von Michael Muller dagegen können dazu beitragen, dass wir Menschen endlich aufhören, Haie abzuschlachten. Das Buch, dass der TASCHEN Verlag herausgebracht hat, beeindruckt mit ästhetischen Fotos und ist angereichert mit interessanten Essays von Philippe Cousteau Jr. und Dr. Alison Kock über Erforschung und Schutz der Ozeane und seiner Bewohner. Der Kulturjournalist Arty Nelson gibt einen Überblick über das Schaffen des Fotografen, zudem werden technische Details der Ausrüstung erläutert, die dieses Projekt möglich gemacht haben.
Muller, der berühmt geworden ist mit seinen Portraits von Schauspielern, Sportlern und Musikern, fotografiert seit 2006 das Alphatier der Meere. Für sein zehnjähriges Projekt entwickelte er unter Einsatz von NASA-Technik einen wasserdichten Unterwasserblitz, in den beigefügten Berichten erzählt er von den Herausforderungen und Schwierigkeiten bei den einzelnen Foto-Expeditionen. Muller macht es sich zur Mission, die Tiere aus allernächster Nähe zu „portraitieren“ – das Ergebnis sind verblüffende Nahaufnahmen und nie dagewesene Fotos – wie das eines springenden Hais mitten in der Nacht.
„Erst muss ich die Brad Pitts, Hugh Jackmans und Scarlett Johanssons abarbeiten, damit ich mich dann um meine Haiae kümmern kann – ich nehme 25 Jahre Hollywood-Erfahrung mit ins Meer!“
Die Arbeit von Michael Muller ist essentiell, um diese faszinierenden Geschöpfe einer breiten Masse ästhetisch zugänglich zu machen. Durch Können und Technik schafft es der Fotograf, die Tiere „normal“ und „ungestört“ in ihrem Lebensraum abzulichten. Der Bildband „Haie – Auge in Auge mit den gefährdeten Räubern der Meere“ macht mehr als deutlich, das nicht das Tier der böse Killer ist, sondern der Mensch, der in den natürlichen Lebensraum dieser Geschöpfe eindringt und sie direkt und indirekt langsam ausrottet.
Hier gibt es ein „making-of“ des Buches zu sehen!
© alle Fotos by Michael Muller 2016
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